Für flinke Füchse
Der Wirkstoff Praziquantel der bei Fischen gegen Wurminfektionen verabreicht wird, ist seit März 2018 verschreibungspflichtig. Fischbesitzer sind seitdem auf Tierärzte angewiesen und können ihre Tiere nicht mehr selbst behandeln, weiß Sandra Lechleiter, Fachtierärztin für Fische. Sie appelliert daran, dass alle Tierärzte und nicht nur Spezialisten die kleinen Patienten behandeln.

Zierfische können unter Gyrodactylus oder Dactylogyrus leiden. Beide gehören zur Gattung der Plattwürmer und sind Ektoparasiten. Sie befallen die Fische somit von außen und nicht ihre inneren Organe. Gyrodactylus sind Hautwürmer, die sich auf der Haut der Zierfische „einhaken“. Dactylogyrus hingegen sind Kiemenwürmer, die sich in den Kiemen absetzen. Beide Würmer kann man mit dem Wirkstoff Praziquantel behandeln, jedoch ist dieser seit 2018 verschreibungspflichtig und somit für Besitzer nicht mehr ohne ein Rezept zugänglich.
Verspätete Hilfe
Oftmals geraten Zierfische in Therapienotstand, da die Beschaffung des Praziquantel auch für Tierärzte nicht so einfach ist. „Demzufolge bleibt dem Fischtierarzt nur die Möglichkeit […] ein in einem anderen EU Mitgliedsstaat oder einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den europäischen Wirtschaftsraum zur Anwendung bei Tieren zugelassenes Tierarzneimittel zu verschreiben oder ein in einer Apotheke für die Behandlung im Wasser geeignetes Arzneimittel herstellen zu lassen und zwar immer für jeden Einzelfall bzw. konkreten Behandlungsfall“, erklärt die Fachtierärztin für Fische, Dr. Sandra Lechleiter. Aufgrund der aufwendigen Beschaffung, versterben meist bereits viele der Fische, weil jede Hilfe zu spät kommt. Im Groß- und Einzelhandel von Zierfischen erkennen Mitarbeiter oft selbst, ob die Fische an einer Wurminfektion leiden. Meistens wissen sie, wie die Tiere behandelt werden müssen, sind aber aufgrund der Verschreibungspflicht auf die Diagnose vom Tierarzt angewiesen.
Was tun beim Wurmbefall?
Symptome bei Hautwürmern (Gyrodactylus):
• Hauttrübungen
• Flossen sind gefranst
• Fischen zucken mit den Flossen
• Fischen wirken apathisch
• Hängen an der Oberfläche / Liegen auf dem Boden
Symptome bei Kiemenwürmern (Dactylogyrus):
• Kiemen werden blass bzw. gelb - rot bis weiß - gelb
• Auf den Kiemen sind weiß-graue Punkte, Flecken oder Striche
• Ein / beide Kiemendeckel stehen ab bzw. bleiben geschlossen
Bei einem leichten Wurmbefall können Fischbesitzer auf Salzbäder zurückgreifen, um die Schleimbildung zu fördern. Wenn es sich jedoch um einen starken Befall handelt, sollte unbedingt ein Tierarzt einbezogen werden, die Behandlung abzuklären. Handelt es sich um Kiemenwürmer haben die Besitzer die Option, ihre Fische in ein anderes Aquarium zu verlagern. Das „befallene“ Becken wird nach drei Wochen wieder wurmfrei sein, da die Parasiten keinen Wirt mehr haben. Außerdem besteht die Alternative, das Becken trockenzulegen, denn die Kiemenwürmer vertragen keine Wärme. Sie sterben dort direkt nach drei Tagen ab.
Weitere Informationen
Der Vortrag zum Thema „ ‚Rien ne va plus‘ – Wurmbehandlungen bei Zierfischen“ findet am Freitag, den 17. Januar 2020 von 10:15 – 10:35 Uhr im Programmblock „Infektiöse Erkrankungen“ statt.
Bild: pixabay_Hans
Fische, Exoten