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01.09.2025 Leipziger Tierärztekongress

Kultiviertes Fleisch als neue Option in der Heimtierernährung

Kultiviertes Fleisch für Hunde und Katzen? Was für viele noch nach Zukunft klingt, wird bei Bene Meat Technologies bereits Realität. Auf der Sonderschau inmitten der vetexpo europe 2026 präsentiert das tschechische Unternehmen seine Fortschritte in der Entwicklung von kultiviertem Fleisch für Heimtiere. Im Interview erklärt Simone Stringhetti, Feeding Studies Coordinator und Business Development Specialist, wie die Technologie funktioniert, worauf es bei Sicherheit und Nährstoffprofilen ankommt und welche Rolle Tierärztinnen und Tierärzte in der Aufklärung spielen können.

Herr Stringhetti, was genau ist kultiviertes Fleisch und worin unterscheidet es sich von anderen alternativen Proteinquellen wie Insekten- oder Pflanzenproteinen?

Kultiviertes Fleisch ist echtes Fleisch, das direkt aus tierischen Zellen hergestellt wird. Es kommt vollständig ohne Tierhaltung oder Schlachtung aus. Es enthält dieselben biologischen Bestandteile wie konventionelles Fleisch, etwa Muskelgewebe, Fett und Bindegewebe, wird aber in kontrollierter Umgebung gezüchtet.

Im Vergleich zu Insekten- oder Pflanzenproteinen ähnelt kultiviertes Fleisch dem herkömmlichen Fleisch in Bezug auf Zusammensetzung, Nährwert und Textur deutlich stärker. Pflanzliche Alternativen müssen oft aufwendig formuliert werden, um tierisches Eiweiß zu ersetzen. Kultiviertes Fleisch bietet von Natur aus eine hochwertige Proteinquelle ohne ethische oder ökologische Belastungen.

Können Sie einen Einblick in die Herstellung geben?

Bei Bene Meat beginnt der Prozess mit einer einmalig entnommenen Zellprobe. Die Zellen werden anschließend in einem Bioreaktor vermehrt. Dort wachsen sie in einem nährstoffreichen Medium, das die Bedingungen im Körper eines Tieres nachbildet. Dieses Medium enthält alle notwendigen Nährstoffe, Vitamine und Komponenten, die die Zellen zum Wachsen und Vermehren brauchen. Der gesamte Prozess findet unter sterilen Bedingungen statt und ist vollständig kontrollierbar.

Die gesamte Technologie von der Auswahl der Zelllinien bis hin zum Betrieb der Bioreaktoren wird bei Bene Meat intern entwickelt. Diese vollständige Kontrolle ermöglicht höchste Qualität, Innovationskraft und Skalierbarkeit.

Welche ernährungsphysiologischen Vorteile bringt kultiviertes Fleisch?

Kultiviertes Fleisch weist ein vollständiges Aminosäureprofil auf und zeigt in ersten Untersuchungen eine sehr gute Verdaulichkeit. Die Ergebnisse sind mit hochwertigem Fleisch für den menschlichen Verzehr vergleichbar.

Da kultiviertes Fleisch frei von Rückständen wie Antibiotika, Hormonen oder Nebenprodukten ist, kann es zudem helfen, das Risiko von Futterunverträglichkeiten oder Allergien zu senken.

Wie gewährleisten Sie Sicherheit und Qualität Ihrer Produkte?

Wir arbeiten mit Zutaten und Komponenten, die für die Herstellung von Futtermitteln zugelassen sind. Darüber hinaus investieren wir in moderne Analytik und wissenschaftliche Studien in Zusammenarbeit mit anerkannten Institutionen.

Jede Produktionscharge wird auf mikrobielle Sicherheit, Schwermetalle und Nährstoffgehalt geprüft. Zudem stehen wir im engen Austausch mit Behörden und unabhängigen Laboren. Bene Meat ist bereits bei den tschechischen Behörden als Futtermittelhersteller registriert. Das war ein wichtiger Schritt in Richtung EU-Zulassung.

Welche Rolle spielt die Tierärzteschaft bei der Einführung dieses neuen Fütterungskonzepts?

Tierärztinnen und Tierärzte sind wichtige Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für eine fundierte und evidenzbasierte Ernährungsberatung. Wenn neue Konzepte wie kultiviertes Fleisch auf den Markt kommen, ist es ihre Aufgabe, Tierhalterinnen und Tierhaltern Orientierung zu geben und Vorbehalte abzubauen.

Gerade bei sensiblen Tieren, bei Allergien oder bei speziellen Diätanforderungen kann kultiviertes Fleisch eine interessante Option sein. Hier braucht es das Vertrauen in die Fachkompetenz der Tierärzteschaft.

Was dürfen Besucherinnen und Besucher beim Tierärztekongress 2026 erwarten?

Bene Meat wird auf der vetexpo europe 2026 erstmals Prototypen kultivierten Fleisches für Heimtiere präsentieren. Besucherinnen und Besucher können sich bei uns über die Technologie, die Herstellung und erste Studienergebnisse informieren.

Im Rahmen des Kongresses stellt meine Kollegin Dr. Katharina Eist zudem aktuelle Erkenntnisse zur Anwendung in der Tierernährung vor. Wir freuen uns auf den Austausch mit Fachleuten, auf spannende Diskussionen und auf neue Impulse für eine zukunftsfähige Heimtierernährung.

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