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21.10.2025 Leipziger Tierärztekongress

Notfall Epilepsie: Wenn Sekunden entscheiden

Epileptische Anfälle gehören in der tiermedizinischen Notfallversorgung zu den Szenarien, die schnelles Handeln erfordern. Dr. Nina Meyerhoff von der Klinik für Kleintiere an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover widmet sich diesem Thema in ihrem Vortrag „Epilepsie verkürzt das Leben: Akute Komplikationen“ am 17. Januar 2026 im Themenbereich Hund/Katze. Sie gibt einen Überblick über pathophysiologische Mechanismen, potenzielle Systemschäden und klinische Konsequenzen schwerer Anfallsgeschehen.

Besonders kritisch ist der sogenannte Status epilepticus, definiert als Anfall mit mehr als fünf Minuten Dauer oder mehreren Anfällen in Folge, zwischen denen das Bewusstsein nicht vollständig zurückkehrt. Bereits nach wenigen Minuten kann das Gehirn seine Reaktion auf Antikonvulsiva verändern, was die Therapie deutlich erschwert. In der Folge kommt es zu einer exzitotoxischen Kaskade, die zu neuronalen Schäden, Ödemen oder sogar zerebraler Herniation führen kann.

Doch auch der restliche Körper wird massiv belastet. Atemprobleme, Hypoxie, Herzrhythmusstörungen oder akutes Nierenversagen sind mögliche Folgeerscheinungen schwerer Anfallsgeschehen. Besonders gefährdet sind Tiere mit Serienanfällen, brachyzephale Rassen und Patienten mit reaktiven Anfällen, etwa durch Intoxikationen. Letztere haben zwar eine bessere Prognose als Tiere mit strukturellen Gehirnläsionen, dennoch bleibt die Situation kritisch.

Nicht alle Anfälle zeigen die typischen motorischen Symptome. Gerade nicht-konvulsive Anfälle oder Statusformen können leicht übersehen werden, da sie sich beispielsweise nur durch komatöse Zustände oder eine reduzierte Vigilanz äußern. Die Gefahr: Fehlinterpretation und verzögerte Behandlung.

Entscheidend ist ein strukturiertes Vorgehen in der Akutsituation. Neben der gezielten Antikonvulsion ist die Stabilisierung lebenswichtiger Funktionen essenziell. Atemwegssicherung, Sauerstoffzufuhr, Kreislaufunterstützung und die Überwachung auf mögliche Folgeschäden gehören zu den zentralen Maßnahmen in der Notfallversorgung.

Neben der medizinischen Herausforderung ist Epilepsie auch emotional belastend – für Halterinnen und Halter ebenso wie für das Praxisteam. Immer wieder geraten Entscheidungen zur Euthanasie in den Fokus, weil die Lebensqualität stark beeinträchtigt ist oder die Therapie nicht mehr greift.

Wie sich solche Situationen vermeiden lassen, welche Warnzeichen ernst genommen werden müssen und wie ein strukturiertes Vorgehen im Notfall Leben retten kann – all das thematisiert Dr. Nina Meyerhoff in ihrem Vortrag am 17. Januar 2026 von 11:45 bis 12:15 Uhr. Er richtet sich an Kleintierpraktikerinnen und -praktiker, die ihre Notfallkompetenz stärken und die Versorgung von Epilepsiepatienten verbessern möchten.

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