15. bis 17. Januar 2026 Leipziger Tierärztekongress

News

News

25.03.2022 Leipziger Tierärztekongress

Anfallsartige Bewegungsstörungen bei Hund und Katze: Epileptischer Anfall oder paroxysmale Dyskinesie?

Epilepsie, Infektionen oder Schädel-Hirn-Trauma – die Liste der Nervenerkrankungen bei Hund und Katze ist lang. Erst seit der Jahrtausendwende ist eine weitere Gruppe neurologischer Erkrankungen auf dem Schirm von Tierärzten: paroxysmale Dyskinesien (PD).

Oberflächlich betrachtet fällt die Unterscheidung zwischen epileptischen Anfällen und paroxysmale Dyskinesien selbst Tierärzten schwer. Wie sich die beiden Erkrankungen voneinander unterscheiden lassen und die jeweils richtige Diagnose gestellt werden kann, erläutert Prof. Dr. Thomas Flegel von der Klinik für Kleintiere der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig in seinen zwei Vorträgen „Diagnostik bei epileptischen Anfällen“ und „Paroxysmale Dyskinesien beim Hund“ am 9. Juli auf dem Leipziger Tierärztekongress.

Keine epileptische elektrische Gehirnaktivität bei PD

Paroxysmale Dyskinesien sind gekennzeichnet durch anfallsartig auftretende, unkontrollierte Motoraktivität (gesteigert oder reduziert) bei unbeeinträchtigtem Bewusstsein, die nicht mit epileptischer elektrischer Gehirnaktivität einhergeht, so die Definition von Sofia Cerda-Gonzalez, Rebecca A. Packer und Laurent Garosi und weiteren in ihrem Beitrag „International veterinary canine dyskinesia task force ECVN consensus statement: Terminology and classification“ vom 26. März 2021 im Journal of Veterinary Internal Medicine.

„Im Gegensatz zu epileptischen Anfällen sind bei paroxysmalen Dyskinesien nur einzelne Muskelgruppen vorwiegend der Gliedmaßen betroffen“, so der Diplomate des European College of Veterinary Neurology (ECVN) für Neurologie. Zudem sei das Bewusstsein der Patienten nicht beeinträchtigt, es gebe keine autonomen Ausfälle sowie keine oder nur milde Phasen einer Verhaltensänderung vor und nach einer solchen Episode. Die Dauer der Anfälle variiere von wenigen Sekunden bis zu 30 Minuten. Ebenso variabel falle die Häufigkeit der Anfälle aus, die mehrmals täglich oder auch nur alle Monate auftreten könnten. Die gute Nachricht: Zwischen den Episoden tauchen keine neurologischen Defizite auf.

Spezifische Erkrankungsbilder je nach Hunderasse

Mittlerweile seien spezifische Erkrankungsbilder bei den folgenden Rassen bekannt: Bichon Frisé, Border Terrier, Boxer, Cavalier King Charles Spaniel, Chinook, Deutsch Kurzhaar, Jack Russel Terrier, Labrador, Malteser, Markiesje, Norwich Terrier, Scottish Terrier, Sheltie, Soft-coated Wheaton Terrier, Welsh Terrier und Yorkshire Terrier. „Für manche Rassen ist ein zugrunde liegender Gendefekt bekannt, während er bei anderen lediglich vermutet wird“, erklärt Prof. Dr. Thomas Flegel. „Die medikamentöse Behandlung führt in vielen Fällen lediglich zu einem teilweisen Ansprechen. Beim Border Terrier jedoch, bei dem eine Glutensensitivität den Bewegungsstörungen zugrunde zu liegen scheint, kann eine glutenfreie Diät zu einer völligen Symptomfreiheit führen.“

Epileptische Anfälle: Generalisiert oder partiell?

Bei epileptischen Anfällen sei grundsätzlich zwischen generalisierten und partiellen Anfällen zu unterscheiden, so Prof. Dr. Thomas Flegel. Massive Symptome zeigten sich bei generalisierten Anfällen, da mehr oder weniger das gesamte Großhirn in die Anfallsaktivität einbezogen sei. Viel schwerer falle die Diagnose bei partiellen Anfällen mit einzelnen Symptomen. „Ob generalisiert oder partiell, beides ist für die Tiere gleich gefährlich und eine genaue Diagnose daher wichtig“, betont Prof. Dr. Thomas Flegel. Der Diplomate ECVN für Neurologie empfiehlt eine Differenzialdiagnose nach dem VETAMIN-D-Schema: Vaskuläre Erkrankungen, Entzündungen, Traumatische Erkrankungen, Anomalien, Metabolisch-toxische Erkrankungen, Idiopathische Erkrankungen, Neoplasien und Degenerative Erkrankungen.

Neurologie bei Hund und Katz auf dem Leipziger Tierärztekongress

Dem weiten Feld der Neurologie bei Kleintieren widmet der Leipziger Tierärztekongress zwei Symposien: „ Neurologie I “ am 9. Juli, 9:00 bis 10:30 Uhr, beleuchtet die Diagnostik von epileptischen Anfällen, neuromuskulären Erkrankungen und spinaler Dolenz bei Hund und Katze. Ab 11:15 bis 12:45 Uhr am gleichen Tag dreht sich „ Neurologie II “ um das Tremor-Syndrom, paroxysmale Dyskinesien beim Hund sowie beim Menschen.

Zurück zu allen Meldungen