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Künstliche Intelligenz für mehr Tiergesundheit
Die rasante Entwicklung von KI-Technologien und die Verbesserung der Bild- und Videoklassifizierung haben das Potenzial, die Überwachung von Tiergesundheit, Tierwohl und Arbeitssicherheit in der veterinärmedizinischen Praxis entscheidend zu verbessern. Über das Potenzial KI-gestützter Systeme für die Überwachung der Tiergesundheit, des Tierwohls und der Arbeitssicherheit informiert Prof. Dr. em. Wolfgang Heuwieser auf dem Leipziger Tierärztekongress 2024.
„Sensorsysteme und die KI-gestützte Erkennung von Bildern bzw. Videos haben sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Dieser Trend wird weitergehen und sich meines Erachtens eher beschleunigen sowie zu leistungsfähigeren, anwenderfreundlicheren und genaueren Systemen führen“, erklärt Prof. Dr. em. Wolfgang Heuwieser, Tierklinik für Fortpflanzung, Freie Universität Berlin und Herausgeber von heusblog. „Das Potenzial für die Überwachung von Tiergesundheit, Tierwohl und Arbeitssicherheit ist enorm.“ In seinem Vortrag in Leipzig werde er dies darstellen, so der Tierarzt.
Herausforderungen für die veterinärmedizinische Praxis
„Für den Tierarzt besteht die Herausforderung im Hinblick auf Künstliche Intelligenz und entsprechende Sensorsysteme vor allem darin, die großen Mengen an Daten in Zusammenarbeit mit den Anbietern oder Dritten in – für den Betrieb – nützliche Entscheidungen umzusetzen“, betont Heuwieser. Letztlich sollten diese Entscheidungen in messbare Vorteile resultieren, zum Beispiel frühzeitigere Krankheitserkennung, bessere Tiergesundheit, besseres Tierwohl oder höhere Wirtschaftlichkeit der Betriebe. „Im Idealfall entsteht eine überzeugende Kombination aus all dem.“
Früherkennung durch Sensorsysteme
Bisher seien Sensorsysteme vornehmlich für die Brunsterkennung und das Verhalten der Tiere – Fress-, Wiederkau-, Steh- und Liegeverhalten – im Einsatz. „Bei Kühen geht es primär um Brunsterkennung und Abweichungen im Wiederkauverhalten. Bei Kälbern steht die frühzeitige Erkennung von Durchfall- und Atemwegserkrankungen im Vordergrund“, führt Heuwieser aus. „Aktuelle Untersuchungen von verschiedenen Arbeitsgruppen aus den USA zeigen, dass Atemwegserkrankungen etwa drei Tage früher durch Sensoren erkannt werden können.“
Pragmatismus beim KI-Einsatz
Für Heuwieser stehen die Chancen neuer Technologien im Vordergrund. „Wir müssen die Systeme wissenschaftlich prüfen und pragmatisch im Feld zum Wohle der Tiere und Landwirte einsetzen.“ Er plädiert dafür, neugierig zu bleiben, sich mit den KI-Systemen und den generierten Daten zu beschäftigen: „Wenn es die Tierärzte nicht selbst machen, werden es andere Berufe tun. Es ist immer ein Wettbewerb um die schlausten Köpfe.“
Knowhow-Bedarf
Künftig werde mit Technologien zu rechnen sein, die weit vielfältigere Möglichkeiten bieten, wobei sich der Fokus im Veterinärbereich allmählich von Fruchtbarkeit und Gesundheit auf Tierwohl, Umwelt und Nachhaltigkeit verlagern werde. „Wir werden weniger am Tier getragene Sensoren sehen, dafür mehr KI-gestützte Auswertungen von Videokameras in Echtzeit sowie nutzerfreundlichere Systeme zur Unterstützung von Entscheidungen in Echtzeit – sogenannte Dashboards“, schaut Heuwieser voraus. Zunehmen werde das Monitoring der Technik im Stall und im Melkstand sowie der Mitarbeiter. „Das bedeutet einen hohen Bedarf an Personen, die Daten und Kühe verstehen.“
Leipzig rocks!
Mit seinem Vortrag in Leipzig wolle er dazu anregen, sich intensiv und kritisch mit den Möglichkeiten, der Genauigkeit und der Anwendung der KI-Technologien zu beschäftigen, unterstreicht Heuwieser. „Es ist höchste Zeit dafür! Das gilt nicht nur für die Tierärzte und Landwirte, sondern auch für die Universitäten und die Studierenden.“ Auf dem Leipziger Tierärztekongress erwarte er wieder gute Vorträge und anregende Gespräche mit Kollegen.
Der Vortrag „Sensorsysteme und Künstliche Intelligenz“ von Prof. Dr. em. Heuwieser findet am 19. Januar 2024, 9:20 bis 9:45 Uhr, auf dem Leipziger Tierärztekongress statt.