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One Health: Mensch und Tier ganzjährig vor Zecken schützen
Ursachen und Folgen der raschen deutschlandweiten Ausbreitung der Wiesenzecke Dermacentor reticulatus sowie der Winteraktivität von Zecken beleuchtet Prof. Dr. Christina Strube, PhD, von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover am 19. Januar 2024 auf dem Leipziger Tierärztekongress.
„Die Buntzeckenart D. reticulatus, die sogenannte Wiesenzecke, befällt unter den Haustieren insbesondere Hunde. Sie ist der Überträger von Babesia canis, dem Erreger der nicht selten letalen Hundebabesiose“, schreibt Prof. Dr. Christina Strube, PhD, Direktorin des Instituts für Parasitologie, Zentrum für Infektionsmedizin der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, im Abstract* zu ihrem Vortrag „Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Zeckenaktivität“. Im Zuge des Klimawandels und anderer anthropogener Einflüsse sei von einer veränderten Gefährdung von Mensch und Tier hinsichtlich der Verbreitung, aber auch der saisonalen Aktivität von Zecken auszugehen. Auf dem Leipziger Tierärztekongress nimmt Prof. Strube diese Aspekte anhand der unerwartet raschen deutschlandweiten Ausbreitung der Wiesenzecke sowie der Winteraktivität von Zecken in den Blick.
Ausbreitung der Infektionsgefahr
Noch vor wenigen Jahren sei die Wiesenzecke vorrangig in Nordost- und Südwestdeutschland heimisch gewesen, so Prof. Strube. Inzwischen habe eine Citizen-Science-Studie ergeben, dass sich diese Zeckenart seit 2016 rasant über das gesamte Bundesgebiet ausgebreitet habe. Selbst im hohen Norden Deutschlands, in Schleswig-Holstein, werde sie gefunden. „Infolge dieser Ausbreitung der Wiesenzecke besteht nunmehr in ganz Deutschland die Gefahr der kaninen Babesiose – einerseits durch den Import B. canis-infizierter Hunde, andererseits durch innerdeutsche Verschleppung.“
Winteraktive Zecken – Gefahr für Mensch und Tier
„Durch die mit dem Klimawandel einhergehenden milderen Winter ist eine Veränderung der saisonalen Zeckenaktivität zu erwarten“, erklärt Prof. Strube. In ihrem Vortrag wird sie über drei Studienansätze berichten, die eine Winteraktivität von Zecken belegen. Sowohl Hunde als auch Katzen unterliegen laut Prof. Strube inzwischen einem ganzjährigen Expositionsrisiko, weshalb eine ganzjährige Zeckenprophylaxe zu empfehlen sei. Ein lückenloses Schutzsystem könne dazu beitragen, die weitere Ausbreitung von Zecken und der von diesen übertragenen Pathogenen zu begrenzen. Nicht zuletzt, um im Rahmen des One-Health-Konzepts Mensch und Tier bestmöglich zu schützen: „Hinsichtlich des Trends zu milderen Winterperioden ist zukünftig eine noch konstantere und höhere Winteraktivität von Zecken zu erwarten, was ein ganzjähriges Risiko von zeckenübertragenen Krankheiten für Mensch und Tier nach sich zieht. Gleichzeitig ist anzunehmen, dass die Winteraktivität der Zecken im Zuge des Klimawandels auch ein treibender Faktor für die räumliche Ausweitung und zunehmende Abundanz des Zeckenvorkommens ist, wodurch sich die Gefährdung erneut erhöht.“
* Mitautorinnen Julia Probst und Dr. med. vet. Andrea Springer von der Arbeitsgruppe (AG) Strube, die unter anderem zu Veterinary Public Health in den Gebieten „Zeckenübertragene Krankheiten“ sowie „parasitäre Zoonosen“ forscht.
Der Vortrag „Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Zeckenaktivität“ von Prof. Dr. Christina Strube, PhD, findet am 19. Januar 2024, 13.15 Uhr, im Rahmen der Session Tierseuchen und Zoonosen III, Schwerpunkt Veterinary Public Health, auf dem Leipziger Tierärztekongress statt.