15. bis 17. Januar 2026 Leipziger Tierärztekongress

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12.12.2023 Leipziger Tierärztekongress

Zahnextraktionen beim Pferd: Indikationsstellung und Nachsorge

Beim Pferd können verschiedene Gesundheitsprobleme im Bereich der Zähne auftreten, darunter beispielsweise Zahnfrakturen, Fisteln, Apikalinfektionen, aber auch Stellungsanomalien oder Parodontalerkrankungen. Nicht in allen Fällen ist eine Zahnextraktion tatsächlich notwendig. Für die Indikationsstellung zur Zahnextraktion sind daher ein ausführlicher Vorbericht sowie eine gründliche Untersuchung entscheidend.

Über die Indikation zur Zahnextraktion beim Pferd und die richtige Nachsorge informiert Dr. Carsten Vogt in seinen Vorträgen Der Zahn muss raus?! Praktische Entscheidungshilfen und der Zahn ist raus - und nun? . Diese finden am 19. Januar 2024 auf dem 12. Leipziger Tierärztekongress im Rahmen der Vortragsreihen „Zähne und Nasennebenhöhlen I“ und „Zähne und Nasennebenhöhlen II“ statt.

Indikationen zur Zahnextraktion beim Pferd

Verschiedene Zahnprobleme können beim Pferd eine Zahnextraktion erforderlich machen. Hierzu zählen etwa Längsfrakturen der Schneidezähne. Bei Fisteln, die vorrangig bei älteren Pferden anzutreffen sind, hingegen herrscht Uneinigkeit darüber, ob betroffene Zähne tatsächlich immer gezogen werden müssen. Dies ist weiterhin umstritten. Eine besondere Herausforderung in der tierärztlichen Praxis stellt aufgrund ihrer verschiedenen Ausprägungen und der oftmals schwerfallenden Abgrenzung zu normalen Alterungsprozessen beim Pferd die sogenannte Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis (EOTRH) dar. Von einer vorschnellen Totalextraktion der Schneidezähne wird abgeraten.

Eine strenge Indikationsstellung zur Zahnextraktion ist außerdem bei der Entfernung von Wolfszähnen, um eine verbesserte Rittigkeit des Pferdes zu erreichen, wichtig. Dies wird auch seitens des Tierschutzgesetzes entsprechend gefordert. So kommt eine Extraktion der Wolfszähne etwa bei Pferden, die schon seit längerer Zeit ohne Rittigkeitsprobleme geritten werden, für gewöhnlich nicht infrage. Es sei denn, die Extraktion ist aufgrund von Zahnproblemen notwendig. Dies kann beispielsweise bei lockeren oder frakturierten Wolfszähnen der Fall sein.

Im Bereich der Backenzähne können eine Reihe von Gesundheitsproblemen eine Extraktion von Zähnen notwendig machen. Neben Frakturen und Apikalinfektionen kommen als weitere mögliche Zahnprobleme etwa Stellungsanomalien, Missbildungen, Infundibularkaries, Polyodontien, Parodontalerkrankungen oder Neoplasien in Betracht.

Die Grundlage zu einer entsprechenden Indikationsstellung bildet jedoch stets ein ausführlicher Vorbericht in Kombination mit einer klinischen Untersuchung des Patienten. Ergänzende Informationen können zudem im Rahmen bildgebender Untersuchungsmethoden wie einer Röntgenuntersuchung oder einer Computertomografie gewonnen werden. Erstere lässt sich leicht mit einem mobilen Röntgengerät durchführen.

Nach der Extraktion: eine komplikationsfreie Zahnfachheilung erzielen

Die Nachsorge einer Zahnextraktion zielt darauf ab, beim Patienten eine möglichst komplikationsfreie Zahnfachheilung zu erreichen. Unmittelbar nach einer Extraktion sind daher zunächst der entfernte Zahn beziehungsweise die entfernten Zähne sowie die umgebenden Strukturen des betroffenen Bereichs sorgfältig zu untersuchen und kleine lose Fragmente zu entfernen.

Im Anschluss daran wird das Zahnfach gereinigt und bei Bedarf mit einer temporären Füllung versorgt. Entsprechende Füllungen sind im Rahmen der Nachsorge regelmäßig zu erneuern. Wie häufig diese Wechsel empfohlen werden, richtet sich nach dem jeweiligen Behandlungsfall.

Um den Heilungsverlauf des Patienten zu kontrollieren, finden die Kontrolluntersuchungen für gewöhnlich in siebentägigen Abständen statt. Es gilt jedoch zu beachten, dass es Ausnahmefälle gibt, die häufigere Kontrollen erfordern.

Verschiedene Umstände können jedoch zu einer erschwerten Heilung führen. Dazu zählen etwa Fisteln, wodurch Speichel und / oder Futterbestandteile den Heilungsprozess beeinträchtigen oder eine PPID- / Cushing-Erkrankung des Pferdes. Lassen sich auch nach mehreren Tagen noch freiliegende intraalveloläre Knochenanteile ohne Granulationstendenz beobachten, weist dies auf das Vorliegen einer „Trockenen Alveole (dry socket)" hin – eine Alveolitis mit konsekutiver Nekrose, die häufig als Komplikation der Zahnfachheilung beim Pferd auftritt.

Sofern eine EOTRH mit einer Schneidezahn-Totalextraktion behandelt werden musste, rät Dr. Vogt für gewöhnlich von einer Manipulation im Bereich der Zahnfächer ab. Grund hierfür ist die enorme Fähigkeit zur Selbstheilung in diesem Bereich.

Nachsorge nach vollständiger Heilung

Auch nach vollständiger Zahnfachheilung ist es sinnvoll, regelmäßige Nachbehandlungen durchzuführen, um Malokklusionen im Gebiss des Patienten (vor allem im Bereich der Backenzähne) zu vermeiden. Für gewöhnlich findet eine erste entsprechende Nachuntersuchung bei unkomplizierten Behandlungsfällen sechs Monate nach vollständiger Abheilung statt. Wie häufig diese Nachkontrollen notwendig sind, richtet sich neben dem Alter des Patienten auch nach der Anzahl der extrahierten Zähne.

Das gesamte Kongress- und Rahmenprogramm im Überblick

Zur individuellen Planung der Kongresstage bietet das Onlineprogramm die Möglichkeit nach Veranstaltungsart und Thema zu filtern. Eine Programmübersicht steht zudem als PDF zum Download bereit.

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