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12.12.2023 Leipziger Tierärztekongress

Zuchtbedingte Atemwegsprobleme bei Hunden und Katzen

Brachyzephale Rassen mit kindlichen Merkmalen, wie runden Köpfen und großen Augen, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Doch das hat einen hohen Preis: die Tiere leiden in der Regel unter starken Atemwegsproblemen. Prof. Dr. Gerhard Oechtering von der Klinik für Kleintiere der Universität Leipzig diskutiert auf dem Leipziger Tierärztekongress die damit verbundenen diagnostischen und therapeutischen Herausforderungen.

Im Gegensatz zur über viele Jahre dominierenden Leistungszucht spielt bei vielen Hunde- und Katzenrassen inzwischen das Aussehen der Tiere die Hauptrolle. Besonders der Trend zu immer kleineren und zierlicheren Hunden und Katzen mit verkürzter Nase und Unterkiefer hat schwerwiegende Fehlfunktionen und gesundheitliche Probleme zur Folge.

Naseneingang

Bei übertriebener Miniaturisierung, insbesondere bei brachyzephalen Hunderassen, treten pathologische Veränderungen auf, die den Luftstrom blockieren. Diese Veränderungen führen zu erheblicher Atemnot, da diese Tiere obligate Nasenatmer sind. Sie können im Schlaf bei einer Obstruktion des nasalen-pharyngealen Atemwegs nicht das Maul öffnen, um den parallelen oro-pharyngealen Atemweg zu nutzen. Der Naseneingang, der natürlicherweise bei Menschen und Hunden bereits einen hohen Atemwiderstand verursacht, wird durch die brachyzephalen Fehlbildungen nahezu verschlossen. Er verliert die Beweglichkeit und damit die Fähigkeit zur Öffnung während der Einatmung. Auch bei der Katze sind es die vom Menschen verursachten Stenosen, die vorrangig zu Atemnot führen.

Nasenhöhle

Auch innerhalb der Nasenhöhle sind zuchtbedingte Veränderungen weit verbreitet. Bei brachyzephalen Tieren ist durch Zucht der knöcherne Rahmen der Nasenhöhle so stark reduziert, dass die Luftführung beeinträchtigt wird. Dies erhöht den Atemwiderstand und führt zu Atembeschwerden. Bei einigen Rassen ist sogar eine komplette Resektion von Nasenmuscheln erforderlich, um einen ausreichenden Luftstrom zu gewährleisten. Der unnatürlich verkürzte Oberkiefer von brachyzephalen Tieren führt dazu, dass sich die Zähne nicht auf einem physiologischen Zahnbogen anordnen können. Dadurch kann sich um die Zahnanlage herum eine flüssigkeitsgefüllte, langsam größer werdende Retentionszyste bilden, die sich in die Nasenhöhle hinein ausdehnen kann, bis hin zum vollständigen Verschluss des nasalen Atemwegs.

Nasenausgang

Bei einigen kleinen Rassen kann es durch Zucht zu einem vollständigen Verschluss des Naseneingangs kommen. Die Diagnose und Therapie erfordern eine kombinierte Darstellung im Computertomogramm und in der anterograden Rhinoskopie. Als therapeutisches Konzept steht eine endoskopische anterograde Intervention an vorderster, wahrscheinlich sogar an einziger Stelle.

Da bei miniaturisierten Hunden bereits in gesundem Zustand der Nasenausgang einen sehr geringen Durchmesser hat, führen zusätzliche Belastungen in diesem Bereich sehr schnell zu einer ausgeprägten klinischen Symptomatik. Auch hier ist die Diagnostik angewiesen auf Untersuchungen in Narkose, idealerweise ebenfalls die Kombination aus CT und Endoskopie.

Nasenrachen

Der Nasenrachenraum, insbesondere bei brachyzephalen Rassen, ist anfällig für Kollaps und Blockaden. Speziell bei den Bulldoggen, aber auch beim Mops, ist dieser Abschnitt des Nasopharynx besonders kollabierbar. Er kann in Kombination mit einem übergroßen Zungengrund und vergrößerten Gaumenmandeln im Schlaf kollabieren und den nasopharyngealen Atemweg blockieren, besonders wenn der Kopf abgelegt ist.

Der Vortrag 101 Gründe für Atemnot bei kleinen Rassen: Erkennen - Diagnostizieren – Behandeln der Session „HNO“ findet am 18. Januar um 16:30 Uhr statt.

Das gesamte Kongress- und Rahmenprogramm im Überblick

Zur individuellen Planung der Kongresstage bietet das Onlineprogramm die Möglichkeit nach Veranstaltungsart und Thema zu filtern. Eine Programmübersicht steht zudem als PDF zum Download bereit.

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